Sternklare Zahnschmerzen - Die CD

ZITAT DES MONATS

Humor ist einfach ein komische Art, Ernst zu sein.

Sir Peter Ustinov (1921-2004)



Gedankenfoto eines 50 Meter langen Trauerzuges

Jul

12.

Nach der ergreifenden Ansprache verlässt die Trauergemeinde die Kapelle. Gemessenen Schrittes begibt sich der Trauerzug auf den Weg zur letzten Ruhestätte. Man stelle sich vor: Man steht nun seitlich in gebührendem Abstand und macht ein Foto dieses 50 Meter langen Zuges. Aber kein Foto mit Pixeln, sondern ein Gedankenfoto: Alles, was in diesem Augenblick von den Zugteilnehmern gedacht wird, wird mit einem Klick in einem Standbild festgehalten.

Hier die unvollständige Beschreibung dieses Bildes (mit dem Abstand vom Sarg in Metern):

- Sargträger (0m): "Leck mich in der Täsch, ist der schwer."
- Pfarrer (2m): "Was zwitschern die Vögel heute herrlich."
- Witwe (4m): "Du Schuft, wie kannst Du nur?!"
- Erben (6m): "Wehe, der Bursche hat sein Testament nicht anständig gemacht."
- Restliche Verwandtschaft (8m): "Dieser Hallodri. Er wird auf den Familienfeiern fehlen."
- Geliebte (13m): "Der Arme. Außer mit hat ihn ja keiner verstanden."
- Arbeitskollegen (19m): "Wird nicht groß auffallen, dass er nicht mehr da ist."
- Kegelbrüder (32m): "Ein wahrer Held der Thekenrunde hat uns verlassen."
- Nachbarn (38m): "Was der Pfaffe da schwadroniert hat - da lachen ja die Hühner."
- Wirt der Stammkneipe (42m): "Wenn man jetzt nicht der Umsatz einbricht."
- Kaffee- und Kuchen-Spekulanten (46m): "Hoffentlich gibt es gleich nicht wieder diesen furztrockenen Streuselkuchen."
- Begräbnistouristen (50m): "Keine Ahnung wer das war, aber ergreifend ist es schon."

Heben wir das Gedankenfoto auf und der Trauerzug zieht weiter. Am Grab kommt alles zum Stehen, der Verstorbene wird abgelassen, die letzten Worte werden gesprochen und schließlich schauen alle Gedankenfotografierten nacheinander auf den Sarg und sagen leise irgendetwas wie "Adieu", "Areviderci", "Tschüss", "Mach's gut" oder "Requiem aeterna". Und egal, was vorher beim Gedankenfoto gedacht wurde und gewesen ist: In diesem Moment gibt es kaum einen Platz auf Erden, an dem soviel Frieden herrscht!



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